Kamjanez – Ribniza (Transnistrien), 1622km, 5.6 – 13.6

Kamjanez – Ribniza (Transnistrien), 1622km, 5.6 – 13.6

**Willkommen in der Halbstaatlichkeit**

Am Sonntag machte ich mich dann auf den Weg nach Transnistrien. Seit ich im April gestartet bin, war das mein erstes Ziel, das zu erreichen ich ja dann Woche für Woche verschoben hatte. Das waren ca. 270 Kilometer. Ich wählte eine Route, die eine kleine Fährfahrt bei Ustia über den Dnister einschloss. Noch am ersten Tag, allerdings am Abend überquerte ich die Grenze zu Moldawien bei Ocnita und war dann erst einmal die schlechten Straßen los. Es war ein kleiner Grenzübergang und die Beamten machten große Augen, als sie erfuhren, dass ich von Berlin hergeradelt war. Die Nacht verbrachte ich auf einem Feld ca. 8km weiter, da es in Moldawien scheinbar ziemlich schwierig ist, ein unbearbeitetes Stück Land zu finden.

Der nächste Tag ging flott. Die Straßen waren wirklich wesentlich besser als in der Ukraine und ich stellte sogar mit 61,5km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf. Die Straße wurde von Amerika finanziert und von den Österreichern (StraBAG) gebaut. Als dann einen Abstecher zum Auffüllen der Milchvorräte machte, wurde ich zum Mittag eingeladen, was auch nicht schlecht war und dann wurden mir wieder Brot und sogar Kirschen geschenkt. Am Abend hatte ich also genug zu essen, aber während es tagsüber angenehm warm, ein bisschen sonnig aber meist bewölkt war, kühlte es merklich ab.

Am Dienstag erreichte ich dann nach weiteren 64km Transnistrien aka Pridnestrove. Viele denken, es ist ein Land, in dem die Menschen immer noch wie zu Sowjetzeiten leben, die ‚eingefrorene Sowjetrepublik‘ mitten in Europa.

Der Gegenübertritt verlief unkompliziert. Auf moldawischer Seite erklärte ich, über die Ukraine auszureisen, was dazu führt, dass ich zwar einen moldawischen Einreisestempel im Pass haben werde, aber keinen Ausreisestempel. Die Grenze wird vom Dnister gebildet und auf der anderen Seite wurde ich freundlich und auf Englisch empfangen und erhielt erst einmal für 24h eine Aufenthaltserlaubnis, die ich dann Dank R. aber einen Tag später auf 23 Tage bis zum 30. Juni verlängerte.

Ich war jetzt eine Woche in Ribniza und ich muss wohl die Vorstellung von Transnistrien als eingefrorene Sowjetrepublik zerstören. Russische Städte, wie Jegorjewsk sind für Nostalgiker interessanter und sowjetischergeprägt. Auch das Leben der Landbevölkerung, was ich bis jetzt gesehen habe, unterscheidet sich in keinster Weise von dem in Moldawien oder der Ukraine. Sicherlich, anders als in den anderen nicht-anerkannten Republiken Bergkarabach und Abchasien, gibt es eine eigene Währung (den Transnistrischen Rubel mit Plastikmünzen), die außerhalb keiner braucht, höchstens als Pokerchipslieferant taugt, und schnell zu leeren Supermarktregalen und Währungsverfall führen kann. Das Erstehen von Devisen ist für die Bevölkerung praktisch unmöglich und der Schwarzmarktkurs ist bis zu 15% höher. Nächste Woche soll es wohl wegen der angesprochenen Devisenknappheit zu einem Benzinengpass kommen.

Während meiner Zeit hier, bin ich Kirschen pflücken, auf lange Spaziergänge, UNO spielen und Eulen retten gegangen.

Tansnistrien

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