Chornomorske – Odessa – Lymanske (Ukraine), 2248km, 25.6 – 30.6

Chornomorske – Odessa – Lymanske (Ukraine), 2248km, 25.6 – 30.6

**In der Kirche zu höheren Sphären finden**

Am Samstagmorgen fuhr ich dann schließlich zurück nach Odessa zu meinem Couchsurfing-Gastgeber Waldemar. Nach einem kleinen zweiten Frühstück liefen wir ein bisschen durch die Innen- und Altstadt sowie zum Stadion, weil am Sonntag der ersten Odessa-Halbmarathon stattfinden sollte und Waldemar sich noch registrieren musste. Am Abend schauten wir dann selbstverständlich noch Fußball, doch davor zeigte Waldemar mir noch die Vergnügungsmeile Odessas: Arkadia und wir gingen dort auch baden. Allerdings war es – im Vergleich zu Anfang Mai eine große Enttäuschung; aber es war eben Hochsaison und viele Ukrainer machten Urlaub am Schwarzen Meer, sodass logischerweise die Wasserqualität etwas litt.

Am Sonntag war der Halbmarathon, doch ich schlief ziemlich lange und machte auch nicht viel. Abends spielte Deutschland und vorher versuchte ich noch ein paar Bratwürste zu kaufen, bekam aber nur ukrainische Wiener.

Am Montag sind Waldemar und ich morgen noch einmal baden gegangen, jedoch zu einer anderen Stelle, an der die Wasserqualität deutlich besser war und es auch einige Wellen gab. Anschließend machte ich mich zum berüchtigten Privos-Markt auf, auf dem scheinbar alles erworben werden kann. Später setzte ich mich noch mit Waldemar zusammen, der mir einige besondere Sehenswürdigkeiten für meine Weiterreise empfahl.

Diese setzte ich am folgenden Tag fort und zwar Richtung Südwesten. Ich fuhr über die Nehrung bei Satoka und, wie mir schien, zurück in die Vergangenheit. In der Gegend um Bilhorod-Dnistrowskyi schien immer noch in der Sowjetunion zu schlummern. Nirgends sonst sahen die Dörfer so aus und Transnistrien wirkte modern im Gegensatz dazu. Die Nacht verbrachte ich auf dem Schulgelände in Semenivka, nachdem eine nette Gärtnerin erfolglos versuchte den Pfarrer dazu zu überreden, einen Reisenden auf dem Kirchengelände schlafen zu lassen.

Am Mittwoch fuhr ich dann Richtung Norden, um meine Reise nach Sosnivka mit Elektritschka anzutreten. Dabei musste ich durch einen kleinen Zipfel Moldawien, bekam an der Grenze aber nur einen Zettel von den Ukrainern mit den Worten „Transit“ und der aktuellen Uhrzeit. Dieselbe Stelle hatte ich auch im Mai passiert, als ich mit A. und Jakub von Ermoclia nach Odessa fuhr. Kurz hinter dem moldawischen Grenzpunkt, den ich ja nicht passierte, setzte ich mich ans Ufer des Dniester, dessen Mündungsdelta in dieser Region ist, und nahm ein spätes Frühstück ein. Doch kurz bevor ich fertig war, ging ein heftiger und lang anhaltender Wolkenbruch los. Ich wurde binnen einer Minute klitschnass und auf meinem Weg zum ukrainischen Grenzpunkt, badeten mich die entgegenkommenden LKWs mehrere Male mit dem Wasser aus Schlaglöchern – komplett vom Gesicht bis zu den Füßen. Wenigstens war es nicht kalt, sodass mir das Ganze ziemlich wenig ausmachte.
Am Grenzpunkt musste ich dann auch nur meinen Zettel abgeben und setzte die Fahrt fort, bis ich einen kleinen Laden erreichte, der überdachte Sitzplätze bot. Dort ließ ich mich erst einmal nieder, bis der Regen beendet war und ich einigermaßen trocken.
Ich fuhr dann weiter bis Troitske und fragte erneut, diesmal persönlich, auf dem Kirchengelände, ob ich nicht dort mein Zelt aufbauen dürfte. Vielleicht sprach ich mit dem Pfarrer – ich weiß es nicht. Jedenfalls wurde daraus wieder nichts, doch ich wurde in eine Art Waisenheim, das direkt neben der Kirche war, einquartiert.
Es war eine lustige Truppe und mit Dima und Stas ging ich am nächsten Vormittag noch ein bisschen Angeln. Allerdings fingen wir nur kleine Fische und ein paar Krebse. Nach Mittag fuhr ich dann weiter nach Lymanske, das mir Waldemar empfohlen hatte. Dort waren gleich mehrere interessante Orte agglomeriert: Eine deutsche Kirche, die jetzt zerfallen war und zu Sowjetzeiten natürlich zweckentfremdet wurde und in der jetzt wildes Marihuana wuchs und der internationale Flughafen von Lymanske, der aber nicht mehr in Betrieb ist. Dort stand allerdings noch eine Antonov-2 herum, die augenscheinlich noch bewegt wurde und eventuell als Sprühflugzeug eingesetzt wurde. Als ich Arbeiter in der Nähe fragte, ob die denn wirklich flöge, sagten sie, ja komm morgen um Null-Achthundert her, dann fliegt sie ein bisschen herum. Erst war ich natürlich super aufgeregt, denn das wäre ein Ereignis gewesen. Doch als ich die Landebahn abfuhr, sah ich keinerlei Bremsspuren, dafür viele Steine herumliegen, was mich zu der Schlussfolgerung bewog, dass die Arbeiter mich veräppelt hatten. Ich ließ also meine Plan, in der Nähe der Startbahn zu schlafen, sein und schlug mein Zelt stattdessen an einem See, mit Transnistrien am gegenüberliegenden Ende liegend, wo ich auf dem Weg nach Odessa vorbeigefahren war, auf.

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