Thassos – Istanbul, 19.10-04.11.2016, 5199km

Thassos – Istanbul, 19.10-04.11.2016, 5199km

**Willkommen in Asien**



Bevor ich am Sonntag, den 21.10, Thassos verließ, unternahm ich noch eine kleine Wanderung. Ich genoss es dann, endlich mal keine hügelige Landschaft durchfahren zu müssen. In Thassos fuhr ich an den Marmorbrüchen vorbei und der Marmor von Thassos gilt als einer der wertvollsten weil saubersten der Welt.
Ich folgte dann also mehr oder weniger der Küstenlinie. Die Nacht von Montag zu Dienstag schlief ich am Flughafen von Alexandroupolis. Flughäfen, vor allem kleinere, sind im Prinzip eine gute Möglichkeit zum Übernachten: es ist hell, es gibt Internet, es ist warm, es gibt Sanitäranlage und man kann sich mit dem Personal von Snack-Ständen anfreunden und zum Ladenschluss die übrig gebliebenen Sandwiches bekommen.
Von Alexandroupolis ist es dann nicht mehr weit bis in die Türkei und die Straße machte Spaß zu fahren. Allerdings war kaum jemand Richtung Türkei unterwegs; die Autobahn lag verlassen da.
Der Grenzübertritt war einfach und dann war ich im Morgenland. Was für ein Gefühl, wieder die Muezzin zum Gebet rufen zu hören, Çay trinkende Menschen an jeder Straßenecke zu sehen und den unmöglichen Verkehr zu erleben. Wobei ich es nicht so gefährlich empfand, wie ich erwartet hatte. Natürlich musste ich mich konzentrieren, aber ich hatte den Eindruck, dass die Autofahrer auf Grund der Tatsache, dass sie keine Radtouristen gewohnt sind, mich respektvoll behandelten. Natürlich wurde oft gehupt – außerhalb der Städte zum Gruß, innerhalb, weil es dazu gehört.

Am Donnerstag, den 27.10., fuhr ich nach Istanbul. Der 8-spurigen Straße folgend, wollte ich die erste nach am Atatürk-Flughafen übernachten. Aber durch die ganze Terrorgefahr und den Anschlag im Sommer, wurde ich mal Polizeicheckpoint herausgewunken, während hunderte Autos einfach durchfuhren. Eine Stunde lang musste ich warten, Fragen beantorten (warum ich zum Flughafen wolle, was in meinen Taschen ist und ob es nicht kalt wäre, jetzt Fahrrad zu fahren) und zusehen, wie Fotos von meinem Pass gemacht wurden. Die Polizisten waren aber sehr entspannt, höflich und luden mich zum Tee ein. Am Ende wurde mir für die Kooperation gedankt und ich konnte zum Gebäude. Dort wurde dann alles gescannt, aber es interessierte nicht, dass ich eine Flasche mit Benzin und einen Campingkocher in einer Tasche hatte. Dann saß ich also am Flughafen rum und denn ich sollte erst am nächsten Tag couchsurfen können. Doch dann lud mich U. schon eher zu sich ein. Auch wenn es hieß, im Dunkeln die 8-spurige Straße wieder zurückzufahren, war ich dennoch mehr als froh. Er wohnt mit seiner Freundin zusammen, doch keiner der Eltern weiß davon – weder die Tatsache, dass sie zusammen sind, noch zusammen wohnen. UsEltern glauben sogar, er wohne in einer anderen Stadt. Das sind für mich schon fast iranische Verhältnisse.

Am Freitag fuhr ich zum Decathlon, um mein Zelt umzutauschen und eine Regenhose zu kaufen. Erst stellten sich die Mitarbeiter mit dem Umtausch etwas sperrig an, konnten auch kein Englisch sondern nur Französisch, aber ich konnte doch mich genug beschweren, dass „eine Ausnahme“ gemacht wurde.
Am Samstag musste ich einen Vordertaschenhalter schweißen lassen. Es war das erste Mal, das etwas ernsthaft kaputt gegangen ist. Zum Glück halfen mir U. und Y. bei der Suche, sonst wäre ich sicherlich aufgeschmissen gewesen. 20TL (6€) kostete die Reparatur und am Nachmittag traf ich mich mit einem weiteren Pärchen, die ihr Deutsch verbessern wollen. Abgesehen davon, dass sie nicht zusammen wohnen, wissen die Eltern aber auch nichts von der Beziehung und dem Plan, gemeinsam für ein Erasmus nach München zu gehen. Wir fuhren nach Kadiköy, dem hippen Zentrum auf der asiatischen Seite. Es gibt dort nicht so viele Touristen wie um den Taksim und ein Besuch lohnt sich vor allem auch durch die wunderbare Fährfahrt über den Bosporus.
Die nächsten Tage schlenderte ich weiter durch die Stadt, genoss das Essen und kochte sogar Falafel für mich und meinen neuen Gastgeberin in der Nähe vom Taksim selber. Immerhin kannte ich die Sehenswürdigkeiten, weil ich vor 5 Jahren das erste Mal hier war. Aber es war ein merkwürdiges Gefühl durch die bekannten Straßen zu laufen wissend mit dem Fahrrad angekommen zu sein.

Bilder von Istanbul

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