Transalpina & Transfagarasan, 3633km, 26.8 – 31.8.2016

Transalpina & Transfagarasan, 3633km, 26.8 – 31.8.2016

**Jetzt geht’s hoch hinaus**

Wie im letzten Beitrag erwähnt, fand ich in Hermannstadt (Sibiu) keine Unterkunft, sodass ich mich entschied, die Stadt über die beiden höchsten Straße in Rumänien, die Transalpina (Nord-Süd-Richtung) und die Tranfogarascher Hochstraße (Transfagarasan, von Süd nach Nord) zu umfahren. Es würde zwar anstrengend werden, aber die Neugier siegte dann doch. Eine gute Entscheidung, wie ich im Nachhinein feststellen muss.
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Ich brach relativ spät von Alba Iulia auf und musste im Prinzip einfach nur Richtung Süden fahren. Bis zu meinem ersten Übernachtungsplatz war die Strecke auch noch ziemlich einfach, was mich erstaunte, denn die Transalpina ist die höchste Straße in Rumänien. Relativ spät fand ich dann etwas abgelegen einen Waldweg herunter einen guten Platz zum Zelten. Zwischendurch gab es zwar immer mal wieder große flache Areale wo auch Auto- und Motorradfahrer ihre Zelte aufgeschlagen hatten, aber das waren, soweit ich es erkennen konnte, gebührenpflichtige Stellen. Mein Platz war auch an einem kleinen Bach, sodass ich sogar fließend Wasser hatte.
Am nächsten Tag offenbarte sich dann die Schwierigkeit der Transalpina. Zwischendurch ging es auch nochmal ordentliche Strecken bergab, was ziemlich frustrierend war, da ich ja später das Stück wieder nach oben musste. Gegen Mittag traf ich dann einen Franzosen (Benoît), der denselben Weg hatte wie ich und schon seit 2 Jahren mit dem Fahrrad unterwegs ist. Allerdings konnte ich nicht mit ihm mitfahren, denn ich hatte zuvor meine Jacke verloren und wollte per Anhalter zurückfahren, um sie zu suchen. Als ich einen Restaurantbesitzer fragte, ob ich mein Fahrrad dort abstellen könne, sprach mich ein Ehepaar an, das mich kurzer Hand in ihrem Auto die 30km mitnahmen, die ich zuvor gefahren war. Dort fanden wir die Jacke aber nicht. Letzten Endes lag sie dann, schmutzig und von einigen Autos überfahren im Dreck ein paar hundert Meter von dem Restaurant entfernt. Ich freute mich riesig.
Dann ging es auch an den Anstieg. Ich hielt bestimmt alle 20 Minuten an, um einen halben Liter Wasser zu trinken und einen rumänischen Prinzenrollen-Doppelkeks zu essen. Die Anstiege war teilweise echt hart. Schieben wollte ich nie sondern biss halt die Zähne zusammen und fuhr im Stehen.
Wie froh ich war, als der Gipfel erreicht war. Schnell ein Foto und die letzten Restes des Brotes mit Honig gegessen. Doch was war das? Schlängelte sich die Straße etwa hinab und dann auf einen weiteren Hügel, der sogar noch höher war? Leider ja und gar nicht geil. Und wieder ging es enge Serpentinen hoch, doch dann gab es keine bösen Überraschungen mehr. Der höchste Punkt (2145m) war überwunden und es alsbald ging zügig bergab.
Die Transalpina endet in Novaci und von dort fuhr ich wieder über die Dörfer. Leider wurde es wieder ein auf und ab, sodass ich den Tag nicht mit entspanntem Radeln abschließen konnte. Dafür bekam ich zur Abwechslung mal 2 Liter feinste Schafsmilch, die ich zur Feier des Tages zu meinem Lieblingsgericht (Milchreis) nutzte und mit zusammen mit hausgemachtem Honig und Erdbeermarmelade ein hervorragendes Mahl munden lassen konnte.
Ich hatte mir ein Platz abseits der Straße zum Zelten ausgesucht, der an einem Bächlein lag. Das es dort so schön war, beschloss ich, eine weitere Nacht dort zu bleiben. Allerdings hatte ich kein Brot mehr und musste daher im nahe gelegenen Dorf etwas kaufen. Doch was machen mit meinen Sachen? Sollte ich alles zusammenpacken oder einfach hoffen, dass alles noch da ist, wenn ich nach 90 Minuten zurückkäme? Natürlich entschied ich mich für die zweite Variante und selbstverständlich (jedenfalls meiner Meinung nach) war alles noch da. Beide Nächte schlief ich nicht im Zelt, sondern genoss die letzten milden Nächte des Jahres direkt unter dem Sternenzelt.
Zu den Bildern der Transalpina

Am Montag (29.8) begab ich mich dann auf die südlichen Ausläufer der Transfagarasan. Diese ist meist nur zwischen Ende Juni und Ende Oktober schneefrei und für den Verkehr geöffnet. Auch an diesem Tag wurde es wieder spät mit dem Finden eines passenden Schlafplatzes. Am Ende erlaubten mir die Mitarbeiter einer Rompetrol-Tankstelle hinter dieser mein Zelt aufzuschlagen. Der benachbarte Priester steuerte noch eine Tüte voll mit reifen Birnen und Äpfeln bei, dir mir für den nächsten Tag zusammen mit den Keksen als hervorragende Energielieferanten dienten. Neben Energie für mich, bekam auch mein Handy und meine Powerbank wieder ordentlich Strom.
So ging es dann am nächsten Tag rundum gestärkt auf die legendäre Transfagarasan. Die Straße fesselt vom ersten Moment an, wenn die Dörfer hinter einem gelassen werden. Die Landschaft ist atemberaubend und die Straßen schlängeln sich vor über und unter einem umher, dass es eine wahre Freude ist. Kurz von dem Pass traf ich ein Pärchen aus Südkorea, dass die Straße die andere Richtung entlang fuhr und auf dem Weg nach Istanbul war. Vor Sonnenuntergang fuhr ich durch den Passtunnel (mit 884m auch der längste in Rumänien) auf die andere Seite und konnte von dort aus einen genialen Blick von oben herab auf den sich mir zu Füßen schlangenförmig ausbreitenden Nordteil der Transfagarasan werfen. Aufziehende Regenwolken trugen zu der Einmaligkeit bei, doch löschten sie ihre Fracht so schnell, dass ich im Regen das Zelt aufbauen musste und zum ersten Mal seit Beginn der Tour kein warmes Abendessen kochen konnte. So ersparte ich mir wenigstens die Platzsuche, da ich den erstbesten nahm, der sich mir anbot. Neben einem Aussichtspunkt direkt an der Straße.
Am nächsten Morgen regnete es zwar nicht mehr, dafür war der Blick ins Tal komplett wolkenverhangen. Gemächlich holte ich also zum Frühstück mein Abendbrot nach, ließ das Zelt trocknen und las in der Hoffnung, dass sich die Wolken verziehen würden. Da sie das aber nicht taten, ließ ich mich einfach durch den Wolkenvorhang nach unten treiben. So sah ich zwar nicht wirklich etwas vom nördlichen Teil der Transfagarasan, aber das machte mir nicht viel aus. Was mir auf die Nerven ging waren die Rennautos, die permanent und ohne viel Rücksichtnahme diesen Teil rauf- und runterrasten. Denn dieser war im Gegensatz zum nördlichen noch nicht mit einer neue Asphaltschicht überzogen, sonder hatte oftmals gefährliche Rillen im Belag.
Nachdem ich zum Hochfahren einen Tag brauchte, war ich bereits nach 50 Minuten unten angekommen. Ein Honigverkäufer empfahl mir die etwas längere aber durch Dörfer führende Straße. Diese wurde auch kaum befahren und ich konnte meistens mit angenehm zügigen 30km/h durch die Landschaft düsen.
Abends auf dem Felde holte ich dann meine Taschentrompete raus und erfüllte die Gegend mit ein paar schallenden Melodien.
Zu den Bildern der Transfagarasan

Zusammenfassend muss ich feststellen, dass die Transfagarasan die schönere und auch die einfachere Strecke war. Ich bin sehr froh, niemanden in Hermannstadt gefunden zu haben, denn sonst hätte ich wirklich etwas verpasst.
Außerdem kann ich nur empfehlen, die Straßen so zu fahren, wie ich es getan habe – also die Transalpina von Nord nach Süd und die Transfagarasan entsprechend von Süd nach Nord. Ich hatte das Gefühl, dass es zwar anstrengend aber anderherum noch herausfordernder gewesen wäre.

Bilder der Transalpina


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Bilder der Transfagarsan


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